Eine Vereinbarung der unheimlichen Art

wetzel

18.09.2011 Eine wahre Geschichte: Selten wurde so deutlich, wie jetzt am Beispiel der Firma Wetzel, wie notwendig eine Zusammenarbeit zwischen IG Metall und Betriebsrat ist.

Der Betriebsrat des Druckmaschinenzulieferers Wetzel in Wyhlen (ca. 200 Beschäftigte) ist der Meinung das geht alles ohne IG Metall besser. Leider sind wir nur mit sehr wenigen Mitgliedern vertreten. Uns ist nun eine Betriebsvereinbarung zu Gleitzeit zugespielt worden, die an Grausamkeit nicht zu überbieten ist: Es gibt ein Konto für Plus- und Minusstunden. Wird die maximale Minusstundenzahl erreicht, werden darüber hinausgehende Minusstunden bei der nächsten Abrechnung vom Entgelt abgezogen. Wird das Pluskonto überschritten, verfallen die Stunden ersatzlos. Eine Vergütung von Überstunden erfolgt nicht mehr. Stunden können ohne Ankündigungsfrist bis zur gesetzlichen Höchstarbeitszeit angeordnet werden (die beträgt 60 Stunden in der Woche).
Es ist es durchaus möglich, dass ein Verfallen von Stunden oder Entgeltabzug, gar nicht selbst beeinflussbar ist. Wenn ein Mitarbeiter kündigt oder sogar gekündigt wird und er noch Minusstunden auf dem Konto hat, werden ihm diese vom Entgelt abgezogen, ganz egal ob er überhaupt die Chance bekommen hat die Stunden einzuarbeiten oder nicht und Plusstunden werden ohne Zuschläge nur dann ausbezahlt, wenn der Arbeitgeber keinen Zeitausgleich ermöglicht hat, dies entscheidet der Arbeitgeber. Natürlich wird bei allem immer erwähnt, dass die Wünsche des Mitarbeiters berücksichtigt werden, aber immer nur, sofern keine betrieblichen Gründe dagegen stehen - und immer ist die Zustimmung des Vorgesetzten oder Arbeitgebers erforderlich. Eine Regelung, eigene Rechte durchzusetzen fehlt völlig. Der Betriebsrat wird in der ganzen Vereinbarung nicht mehr erwähnt, er hat seine Mitbestimmung in der wichtigen Frage abgegeben.
Das zeigt ganz klar: Ohne IG Metall und ohne das große Netzwerk an Betriebswissen der IG Metall, geht es nicht. Die Folgen für die Beschäftigten sind grausam - sie müssen die rechtswidrigen Beschlüsse des Betriebsrats ausbaden.
Die IG Metall Lörrach geht nun auf die Beschäftigten zu. Vor dem Tor und mit Infoblättern sollen die Beschäftigten ihre Rechte erkennen. Die IG Metall kann den Mitgliedern Rechtsschutz gewähren. "Mit der IG Metall im Betrieb wäre so ein Rechtsbruch nicht möglich. Das ist Ausbeutung in Reinform. Wir helfen unseren Mitgliedern und versuchen andere für die IG Metall zu gewinnen. Vielleicht kann dann nach der nächsten Betriebsratswahl ein anderer Betriebsrat eine vernünftige Gleitzeitregelung vereinbaren, bei der die Interessen der Beschäftigten vertreten werden.", meint Thomas Wamsler, 2. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Lörrach.

Anhang:

Rechtsinformationen der IG Metall

Rechtsinformationen der IG Metall

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Letzte Änderung: 18.09.2011