Warnstreik in Teningen
Freiburg/Teningen: Am Warnstreik mit Fahrrad- und Autokorso und abschließender Kundgebung haben sich heute in Teningen nach Angaben der IG Metall Freiburg mindestens 400 Metallerinnen und Metaller aus mehreren Betrieben beteiligt. Das war mindestens ein Drittel mehr als in den vergangenen Jahren. Die Stimmung war fröhlich bis ausgelassen und kämpferisch. Aus Sicht der IG Metall war es vielen Beschäftigten ein Anliegen, selbst ein Zeichen zu setzen für zukunftsfähige Arbeitsplätze und gegen die Forderungen von Südwestmetall nach Abbau von Tarifstandards.
Um 13:00 Uhr haben die Beschäftigten der Teninger Firmen Amcor, Ferromatik Milacron, TWT, Frako und Delta die Arbeit niedergelegt. Weitere Delegationen umliegender Betriebe wie NG Litef, TDK Micronas und SICK AG haben teilgenommen. Um 13.30 Uhr begann in der Tscheulinstraße Nähe Frako/Delta der erste, um 14 Uhr vor Amcor in der Friedrich-Meyer-Straße der 2. Fahrzeugkorso. Diese führten durch Teningen mit dem Kreisverkehr als Mittelpunkt. Bei der Abschlusskundgebung konnten coronabedingt die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur in ihren Autos dabei sein.
Die IG Metall fordert, Arbeitsplätze zu erhalten durch Arbeitszeitreduzierung mit Teilentgeltausgleich, 4% mehr Entgelt, um die Kaufkraft zu stärken und die Wirtschaft anzukurbeln (das Volumen der Erhöhung soll auch für Teilentgeltausgleich und andere arbeitsplatzsichernde Maßnahmen verwendet werden können), einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge, um mit neuen Produkten, Investitionen und Qualifizierung Arbeitsplätze langfristig zu sichern und Perspektiven für die junge Generation: Dual Studierende müssen endlich den Schutz der Tarifverträge erhalten, alle Ausgebildeten müssen unbefristet übernommen werden und es braucht bessere Regeln für die Ausbildung. Zum Beispiel ist es unangebracht, wenn Auszubildende Tablets für die Ausbildung selbst finanzieren müssen.
Norbert Göbelsmann, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Freiburg:
"Die Beschäftigten haben während der Pandemie die Betriebe am Laufen gehalten, sie haben ihnen die Gewinne der vergangenen Jahre verschafft, jetzt haben sie sich Sicherheit für ihre Arbeitsplätze verdient. Das wollen
wir vereinbaren. Südwestmetall sperrt sich dagegen und redet stattdessen von Verlagerungen oder behauptet, dass die Beschäftigten in einem Schlaraffenland leben (Dr. Joachim Schulz von Aesculap in Tuttlingen, Vorsitzender der
Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau und Mitglied der kleinen dreiköpfigen Verhandlungskommission von Südwestmetall). Wir kämpfen dafür, die Arbeitsplätze für morgen zu sichern, mit guten Standards. Man kann mit
uns reden und Lösungen für Betriebe in schwieriger Lage finden, das machen wir schon lange so. Aber wenn Südwestmetall die Substanz der Tarifverträge verschlechtern will, werden wir uns dagegen wehren."
"Die Beschäftigten haben in der Pandemie die Betriebe am Laufen gehalten. Sie haben in Kurzarbeit und durch betriebliche Ergänzungstarifverträge auf Entgelt verzichtet. Sie haben zusätzliche Belastungen getragen, mit
Rückenschmerzen im Home Office Kinder betreut oder mit Masken in der Produktion auch bei Hitze und körperlicher Arbeit. Als die Auslastung wieder hochging, sind sie flexibel mitgegangen, und der Druck war oft groß. Die
Beschäftigten haben Anerkennung und Respekt verdient. Stattdessen fordert Südwestmetall, tarifliche Standards abzubauen:
Sie fordern, Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld abhängig von Kennzahlen reduzieren können, Schichtzuschläge absenken, die Arbeitsplatz- und Verdienstsicherung im Alter schwächen, den Kurzarbeitergeldzuschuss zu
beseitigen, Sockelbeträge für niedrige Entgeltgruppen abzuschaffen und die bezahlte Pause bei Drei-Schicht-Arbeit abzuschaffen. Beschäftigte sollen bei Qualifizierung ihre eigene Zeit einbringen, wenn es nach
Südwestmetall geht. Außerdem fordern sie, dass es keine Entgelterhöhungen geben darf, bis das Vorkrisenniveau erreicht ist, auf keinen Fall aber vor 2022. Das bedeutet Reallohnverlust. Die letzten tabellenwirksamen
Entgelterhöhungen gab es 2018."
"Schon während der Friedenspflicht hat sich eine Rekordzahl von 900 Beschäftigten an Aktionen beteiligt, um diese Provokationen von Südwestmetall zurückzuweisen und die Forderungen der IG Metall nach zukunftssicheren Arbeitsplätzen und Perspektiven für die Jugend zu unterstützen. Die Rekordbeteiligung an den Warnstreiks - trotz Corona-Einschränkungen und Home Office - zeigt, wie wichtig es den Beschäftigten ist, sich einzumischen."
Zusätzlich gab es ein IG Metall-Radio bei Radio Dreyeckland auf 102,3 MHz mit vielen Stimmen von Beschäftigten aus den Betrieben zur Tarifrunde.
Letzte Änderung: 16.03.2021