Hella BR rettet Ausbildungsplätze

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26.10.2020 In Krisen sind junge Beschäftigte häufig die ersten Opfer von Angriffen. Bei Hella Wembach ist es den Kolleginnen und Kollegen gelungen, den Ausbildungsbetrieb und die sichere Übernahme zu erhalten.

Ein Interview mit der stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden und Ortsvorstandsmitglied Heidi Igwe.

IGM: Warum musstet ihr euch mitten in der Corona-Pandemie um das Thema Ausbildungsplätze kümmern?
Heidi Igwe: Angefangen hat das ganze eigentlich schon im März ganz zu Beginn von Corona. Plötzlich sollten drei unserer Auslerner nicht übernommen werden. Angeblich weil wir keine Arbeit für sie hätten. Allerdings waren zum gleichen Zeitpunkt rund 30 Leiharbeiter im Haus. Wenn wir uns externe Unterstützung einkaufen, können wir unsere Leute ja nicht einfach zeitgleich auf die Straße schicken. Zumal die drei als IG Metall Mitglieder auch einen Rechtsanspruch auf unbefristete Übernahme hatten.

IGM: Wie ging es dann weiter?
Heidi Igwe: Die Kollegen wurden übernommen und sind heilfroh jetzt in der Corona-Situation einen festen Job zu haben. Allerdings kam im Sommer dann unser Arbeitgeber wieder auf uns zu und wollte uns weiter unter Druck setzen.

IGM: Wie das denn?
Heidi Igwe: Wir sollten uns entscheiden, ob der Betrieb in der Zukunft nicht mehr ausbildet oder nicht mehr Übernimmt. Konkret hätten alle Auszubildenden und dualen Studierenden in diesem und im nächsten Jahr keinen Übernahmeanspruch mehr gehabt. Dabei ist doch eine seriöse Planung bis 2023/24 aktuell doch gar nicht möglich. Im Angesicht von Automation und Fachkräftemangel wäre es doch auch absolut kontraproduktiv, nicht mehr in Ausbildung und junge Leute zu investieren.

IGM: Das klingt nach einer Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Was habt ihr gemacht?
Heidi Igwe: Diese Vereinbarung haben wir natürlich nicht unterschrieben! Das haben wir auch ganz klar gesagt und auch mit denen gesprochen, die jetzt gerade neu eingestellt wurden und die es betroffen hätte. Viele von denen haben sich extra in einem tarifgebundenen Betrieb beworben, weil man hier Zukunftssicherheit hat. Zeitgleich hatten wir dann im Sommer auch einen größeren Anstieg in der Auftragslage und plötzlich wollte unser Arbeitgeber Sonderschichten am Wochenende durchführen.

IGM: Plötzlich wollte er also auch etwas von euch?
Heidi Igwe: Ja, genau. Wir haben also ganz klar gesagt, dass wir in der Ausbildung und auch der beruflichen Sicherheit die Zukunft des Unternehmens sehen. Diesen Sonderschichten haben wir nur unter der Bedingung zugestimmt, dass wir weiter ausbilden. Die Plätze können bevorzugt intern besetzt werden von Leuten, die bisher ohne (passende) Ausbildung bei uns arbeiten und deren Arbeitsplätze durch die Automatisierung am meisten bedroht sind.

IGM: Richtig stark, dass ihr euch dort durchgesetzt habt! Was meinst Du war der Schlüssel zu eurem Erfolg?
Heidi Igwe: Ich glaube am Ende war entscheidend, dass uns das Thema wichtig war und wir auch bereit waren, dafür zu kämpfen!

Anhang:

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Letzte Änderung: 26.10.2020