Beschäftigtenbefragung der IG Metall
'''Beschäftigte sind die wahren Experten im Betrieb
Arbeitnehmer wollen mehr beteiligt werden in betrieblichen aber auch in politischen Prozessen. Auch das ist ein Ergebnis der IG Metall-Befragung. "Deutschlands Beschäftigte sind es leid, dass an ihnen vorbeiregiert wird",
erklärte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall.'''
"Viele Menschen fühlen sich mit den Themen aus ihrer Lebenswirklichkeit in der Politik und in der öffentlichen Diskussion nicht mehr ausreichend wahrgenommen", erklärte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall,
anlässlich der Pressekonferenz zur Beschäftigtenbefragung in Frankfurt. Die Befragung "Arbeit: sicher und fair" sei deshalb die Grundlage für die weitere Arbeit der IG Metall.
Für die IG Metall ist Beteiligung ein Schlüsselthema - hin zu mehr Politik für die Menschen. "Wir greifen die Meinung der Menschen auf und machen sie zum Gegenstand der politischen Debatte mit Blick auf die Bundestagswahl", sagte Wetzel.

IG Metall will Schlussfolgerungen aus Befragung ziehen
Aus den Antworten zur persönlichen Situation am Arbeitsplatz werde die IG Metall Schlussfolgerungen ziehen, erklärte der Zweite Vorsitzende. "Wir werden daraus unsere tarif- und betriebspolitische Strategie ableiten." Denn:
Mehr als eine halbe Million Beschäftigte aus mehr als 8400 Betrieben haben Aufschluss darüber gegeben, welchen Stellenwert Arbeit in ihrem Leben wirklich hat, und was sie von Arbeitgebern und Politik erwarten.
Das Signal ist eindeutig. Wetzel: "Deutschlands Beschäftigte sind es leid, dass an ihnen vorbeiregiert wird. Sie wollen gefragt werden, mitmachen, beteiligt werden. Unser Konzept der Beteiligungsorientierung greift das auf."
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben mit der Beschäftigtenbefragung dokumentiert: Sie vertrauen der IG Metall und sie sind die Experten in den Betrieben. Denn: Acht Prozent der Befragten haben von der Möglichkeit
individueller Statements in einem Kommentarfeld Gebrauch gemacht. "Das zeugt von Engagement", freut sich der Gewerkschafter.

Erstes Fazit: Mehr Beteiligung in Politik und Gesellschaft
Die Ergebnisse belegen, dass die Beschäftigten stärker berücksichtigt und beteiligt werden sollen und wollen - und zwar auf allen Ebenen. Wetzel: "Für uns als IG Metall ist Beteiligung ein Schlüsselthema in der Gestaltung unserer Arbeit. Den einsamen Entscheidungen in den Elfenbeintürmen von Politik und Wirtschaft setzen wir Demokratie entgegen. Gleiches gilt auch für den Lobbyismus."
Beispiele, dass es nicht funktioniert und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vor vollendete Tatsachen zu setzen, gebe es genug, betonte Wetzel. Bei Einschnitten wie der Rente mit 67 wollen die Betroffenen mitentscheiden. "Und wer mitentscheidet, ist ein aktiver und produktiver Träger unserer Gesellschaft - in der Politik wie in den Betrieben", erklärte Wetzel.
Die IG Metall fordert deshalb einen Mentalitätswandel in der Republik: Bürger und Beschäftigte dürfen nicht weiter als notwendiges Übel für das Funktionieren des Systems angesehen werden, deren Willen man sich nur notfalls beugt.

Zweites Fazit: Mehr Beteiligung auch bei der IG Metall
Die Messlatte einer größeren Teilhabe und Beteiligung hat sich die IG Metall auch selbst auferlegt. Die IG Metall macht nicht nur Politik für die Beschäftigten, sondern mit den Beschäftigten. Wetzel: "Wir beteiligen sie und hören auf ihre Meinungen. Unsere Befragung ist deshalb für uns kein Selbstzweck, sondern die Grundlage für unsere weitere Arbeit."
Bis zum Herbst wird der IG Metall Vorstand in Zusammenarbeit mit renommierten wissenschaftlichen Instituten weitere detaillierte Analysen zu spezielleren betrieblichen Themen wie Arbeitszeit und Flexibilisierung, Qualifizierung sowie Vereinbarkeit von Arbeit und Leben erstellen. Eine bundesweite Konferenz zum Jahresanfang 2014 sowie zahlreiche regionale Veranstaltungen werden den Grundstock für die künftige Ausrichtung und Arbeit der IG Metall bilden.
Neben dieser bundesweiten und branchenspezifischen Auswertung sind die Ergebnisse auch Handlungswerkzeug für die IG Metall vor Ort: Die Beschäftigtenbefragung 2013 gibt Betriebsräten und Vertrauensleuten genaue Daten an die Hand, in welchen Unternehmensbereichen der Schuh drückt. Wetzel: "Wir fordern von der Basis in den Betrieben Meinungen für weitere Entscheidungen ein - sozusagen als Qualitätssicherung unserer Arbeit."
Beteiligung darf also nicht damit erledigt sein, indem Firmen einseitig Kreativitätspotenziale ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abschöpfen. Die Beschäftigten sind die wahren Experten im Betrieb und sollen bei den verschiedensten Fragen mitbestimmen können. Denn: Eine stärkere Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer macht aus Jobs Berufe und aus Erwerbstätigkeit gute Arbeit.
Drittes Fazit: Volksentscheide für alle Fragen zur Arbeitssituation
Beteiligung ist nach Meinung der IG Metall nicht mit dem Abfragen von Einstellungen und Wünschen erledigt, sondern Sprit für den Veränderungsmotor - für mehr Politik für die Menschen.
Einmal alle vier Jahre wählen gehen, reicht nicht aus. Den Menschen müssen auch zwischendurch Beteiligungsmöglichkeiten gegeben werden. "Deshalb fordern wir neben einer Stärkung der Volksentscheide auf politischer Ebene auch in den Betrieben ein individuelles Beteiligungsrecht der Beschäftigten - für alle Fragen zu ihrer Arbeitssituation", sagte Wetzel in Frankfurt.
Eine stärkere Beteiligung der Menschen mache aus Steuerzahlern Bürger. "Und das hilft der Demokratie und ihren Repräsentanten."
Der Zweite Vorsitzende fordert aber auch eine stärkere Beteiligung der Gewerkschaftsmitglieder: "Das gibt Gewerkschaften als Vertreter eines großen Teils der Leistungsträger der Gesellschaft noch mehr Gewicht. Das hilft dem ganzen Land." Für ihn ist deshalb klar: "Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften: wir alle müssen mehr Beteiligung wagen!"
Letzte Änderung: 20.06.2013