Quelle: Südkurrier vom 23.Juni 2009

Donaueschingen (dan) Sind die 30 angekündigten Entlassungen bei Sick-Stegmann in Donaueschingen (wir berichteten am Samstag) nur die Spitze des Eisbergs? In einer nicht öffentlichen Betriebsversammlung überraschten gestern Gewerkschaftsvertreter mit der Kenntnis von Planszenarien für bis zu 130 Entlassungen. Die Geschäftsleitung habe die Existenz des Plans grundsätzlich bestätigt, er sei derzeit aber kein Thema, wenngleich nicht vom Tisch, gab ein Gewerkschaftssprecher die Befragung vor nahezu allen Beschäftigten wieder.
Am Freitag hatte das Unternehmen einen zweistufigen Sanierungsplan angekündigt: Zunächst 30 Stellenstreichungen in nicht produzierenden Abteilungen, im kommenden Jahr mögliche weitere Schritte im Produktionsbereich - je nach Wirtschaftsentwicklung. Dimensionen dieser zweiten Stufe seien noch nicht vorhersehbar.
In der Donauhalle erfuhren die Beschäftigten gestern nun eine mutmaßlich andere Wahrheit: Es gebe bereits Planspiele für Personalabbau um bis zu ein Drittel der Gesamtbelegschaft. Auch die bisherige Darstellung, bisher hätten Entlassungen von Stammmitarbeitern vermieden werden können, wurde von dem IG-Metall-Bevollmächtigten Hermann Spieß, selbst Aufsichtsratsmitglied bei der Sick AG, als nicht wahr dementiert. "Still und heimlich" seien in Donaueschingen bereits in letzter Zeit 15 Stammarbeitsplätze abgebaut worden. Rund 60 Leiharbeiter wurden außerdem schon entlassen.
Die Reaktion der Versammlung beschrieb Spieß als "entsetzt". Die Stimmung im Team sei sehr gedrückt, "wie geht es mit mir weiter, fragen sich viele".
Ausgesperrt von der Versammlung blieben Lehrlinge der Sick AG aus Waldkirch, die mit einem Transparent für Übernahmegarantien für Lehrlinge demonstrierten. In der Versammlung ging es auch um eine geforderte Gleichstellung der Donaueschinger "Stegmänner" mit allen anderen Sick-Betrieben. Nur in Donaueschingen fehlen Tarifvertragsbindungen, die Kündigungen unmöglich machen, Alterskündigungsschutz und Lehrlingsübernahme garantieren und Altersteilzeit ermöglichen. Außerdem verdienen "Stegmänner" weniger.