Micronas: Sozialplan durch

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19.04.2009 Der Sozialplan beim Freiburger Unternehmen steht. Mindestens 823 statt wie ursprünglich geplant nur 770 bleiben erhalten. Möglich macht das die Auweitung von Kurzarbeit.

Badische Zeitung:Ronny Gert Bürckholdt 19.04.2009

Sozialplan durch
Micronas Freiburg: 823 Vollzeitstellen bleiben

Der Sozialplan beim Freiburger Unternehmen steht. Mindestens 823 statt wie ursprünglich geplant nur 770 bleiben erhalten. Möglich macht das die Auweitung von Kurzarbeit.

FREIBURG. Der Stellenabbau beim Halbleiterbauer Micronas in Freiburg fällt etwas weniger umfangreich aus als bislang bekannt. 823 statt wie ursprünglich von der Geschäftsführung geplant 770 Vollzeitstellen bleiben im Breisgau erhalten. Darauf haben sich der Vorstand und die Arbeitnehmervertreter geeinigt. Der Sozialplan steht. Beide Seiten bestätigten am Sonntag entsprechende Informationen der Badischen Zeitung. Mitarbeiter, die gehen sollen, können mit einer Abfindung in eine Auffanggesellschaft wechseln.

Dennoch kommt es im größten Werk des Unternehmens, jenem in Freiburg, zu einem umfangreichen Stellenabbau. Etwa 500 von 1350 Mitarbeitern verlieren ihren Job. Das Sparpaket soll bis Jahresende vollzogen sein. 2008 hatte Micronas mit Sitz in Zürich und größtem Werk in Freiburg 35 Millionen Euro Verlust bei einem Umsatz von 400 Millionen Euro bilanziert.

Fast alle arbeiten kurz

Eine von zwei Unternehmensteilen, die Produktion von Chips für die Heimelektronik, wird nach einer Verlustserie dicht gemacht. Weil wegen der Absatzkrise der Autobauer auch das zweite Unternehmenssegment zu kämpfen hat, die Zulieferungen für die Autobauer, schickt Micronas 750 Mitarbeiter in Kurzarbeit - fast die gesamte Belegschaft. Die Kurzarbeiter arbeiten zehn bis 40 Prozent weniger, einige nur noch drei statt fünf Tage die Woche. Dieser umfangreiche Einsatz von staatlich geförderter Kurzarbeit rettet einigen Mitarbeitern den Job. "Ich finde diese Lösung vernünftig. Dadurch haben mehr Menschen eine Arbeit, auch wenn sie in Kurzarbeit sind", sagte Vorstandschef Wolfgang Kalsbach am Sonntag.

Abfindungen im Schnitt im hohen fünfstelligen Bereich

Er, Betriebsratschef Walter Baireuther und Südbadens IG-Metall-Chef Hermann Spieß haben umfangreiche Angebote für Mitarbeiter ausgehandelt, die das Unternehmen verlassen. Sie können in eine Transfergesellschaft namens a & b wechseln, die bei früheren Sparprogrammen gegründet worden war. Die Mitarbeiter in dieser Gesellschaft erhalten nach Informationen der BZ eine Abfindung, die im Schnitt im hohen fünfstelligen Bereich liegt. Ihr Gehalt wird maximal ein Jahr lang zu mindestens 85 Prozent fortgezahlt, Gewerkschaftsmitglieder bekommen 90 Prozent. Ihnen werden Angebote gemacht, sich weiterzubilden. Die Freiburger Belegschaft erfuhr am Donnerstag während zweier etwa vierstündiger Betriebsversammlungen davon.

Wieviele Millionen kostet der Stellenabbau?
"Es tut uns sehr leid, dass wir so viele Mitarbeiter nicht weiterbeschäftigen können", sagte Kalsbach. "Wir mussten nun aber eine Balance aushandeln, zwischen den Mitarbeitern, die gehen und denen, die bleiben. Ein zu teuerer Sozialplan hätte das Unternehmen und die verbleibenden Mitarbeiter sehr belastet. Wir hätten diesen Sozialplan nicht beschlossen, wenn es diese Balance nicht gegeben hätte." Der Sozialplan dürfte das börsennotierte Unternehmen einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten. Zahlen will Kalsbach bei der Vorlage der Quartalszahlen am 28. April nennen.

Hermann Spieß von der IG Metall sagte: "Es gibt keinen guten Sozialplan, aber wir haben wenigstens ein vernünftiges Trostpflaster ausgehandelt. Schade, dass man so viel Geld investiert, um Menschen von der Arbeit fernzuhalten. Das wird aber keine Folgewirkung auf die verbleibenden Arbeitsplätze haben."

Letzte Änderung: 19.04.2009