Für Arbeitslose auf Sendung

Vorschaubild

05.02.2009 Werner Altmann, 60 Jahre, berät Arbeitslose für die IG Metall Freiburg.

Werner Altmann, 60 Jahre, berät Arbeitslose für die IG Metall Freiburg. Ehrenamtlich. Er selbst ist Arbeitslosengeld IIBezieher.
Als Altmann vor 18 Jahren arbeitslos wurde, fand der Industriemeister keine Arbeit mehr. Da war er bereits
"zu alt". Nun hilft er anderen Betroffenen. Und er macht eine Sendung im Lokalradio mit gewerkschaftlichen Inhalten

Vom Büro der IG Metall Freiburg blickt Werner Altmann auf den Schwarzwald. Keine Idylle: Über tausend Mitglieder der IG Metall Verwaltungsstelle sind arbeitslos."Es kommen zu wenige - und meistens erst, wenn sie ins Arbeitslosengeld II rutschen und undurchsichtige Bescheide bekommen ", erzählt Altmann. "Da geht es dann an ihr Vermögen oder ihr Haus." Altmann hat einen Termin mit Renate. Bürokauffrau, mit Berufserfahrung, doch seit fünf Jahren arbeitslos - "zu alt". "Jetzt haben die mir einen Ein- Euro-Job reingedrückt", berichtet Renate. "Ich mach ja gerne was - aber muss ich wirklich putzen?" "In deiner Eingliederungsvereinbarung steht doch klar Büro und Verwaltung.Warum hast Du unterschrieben? Du hast doch das Recht, dich vorher beraten zu lassen, fragt Altmann. Ach, die haben auf mich eingeredet, erzählt Renate. Es hieß: Sie sind ja total unflexibel. Kein Wunder, dass Sie arbeitslos sind. Altmann rät: Such Dir schnell selbst einen Ein-Euro-Job, um denen zuvorzukommen. Das geht. Viele unterschreiben aus Angst alles. Und wie auch bei Renate ist fast nie die Rede von erforderlichen Maßnahmen zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt, etwa durch Qualifizierung, wie im Gesetz eigentlich vorgeschrieben, erklärt Altmann. Fordern ohne Fördern - nach Bundesagentur- Vordruck. Die Arbeitslosen sollen sich bewegen. Punkt. Ich habe selten erlebt, dass die jemanden vermitteln. Wer Arbeit findet, hat das allein geschafft, sagt Altmann. Kein Wunder: Hundert Erwerbslose kommen auf einen Vermittler, der zudem nicht mal selbst für die Akquise der Jobs in der Wirtschaft zuständig ist. Das machen wieder andere. Das kann nicht funktionieren. Altmann hilft bei Anträgen, Widersprüchen, klärt die Betroffenen über ihre Rechte auf. Sein Wissen hat er auf IG Metall-Seminaren erworben, gemeinsam mit
vielen anderen ehrenamtlichen Sozialberatern und IG Metall- Sekretären. Mit der Beratung hat Altmann vor elf Jahren angefangen, nach einem Praktikum bei der IG Metall Freiburg - eine Qualifizierungsmaßnahme, um endlich Arbeit zu finden. Denn Altmann
selbst ist seit 1991 arbeitslos. Damals verlor er seine Arbeit als Industriemeister bei einem kleinen Metallbetrieb. Er schrieb eine Bewerbung nach der anderen. Fachkräfte waren gefragt. Doch er war zu alt.Mit 42 Jahren. Neben der Beratung macht Altmann eine Stunde pro Woche Arbeitsweltradio im Lokalsender Dreyeckland: Nachrichten aus Betrieben, Tipps für Betriebsräte und Erwerbslose. Seit einem Interview zu den Problemen von Arbeitslosen ist er fest dabei. Ich sah dort die große Chance, endlich einmal gewerkschaftliche Themen ins Radio zu bringen, erklärt Altmann. Beides, Beratung und Radio,
will er mindestens bis zur Rente weitermachen. Und nach ihm soll
es weitergehen. Altmann versucht gerade, Nachfolger aufzubauen.
Ich habe selbst erlebt, wie das ist: Viele Arbeitslose können sich
einfach nicht wehren. Für mich war klar: Auch wenn ich arbeitslos
bin - als aktiver Gewerkschafter muss ich einfach was tun.

IG Metall-Mitglieder arbeiten für Erwerbslose
Wie Werner Altmann arbeiten bundesweit etwa 50 ehrenamtliche IG
Metall-Sozialberater, insbesondere im Osten. Sie leisten wertvolle
Unterstützung für die Beratung der IG Metall-Verwaltungsstellen. Ihr
Wissen erwerben sie auf den Sozialberatungs-Seminaren der IG
Metall. Und viele Erwerbslose engagieren sich in örtlichen Arbeitslosen-
Arbeitskreisen. Mehr zur IG Metall-Erwerbslosenarbeit unter:

www.igmetall.de/metallzeitung

Letzte Änderung: 12.02.2009