Lohnverzicht sichert Arbeitsplätze

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05.02.2009 Keine Massenentlassungen bei der IMS Gear

Quelle: Badische Zeitung vom 31. Januar 2009,Thomas Winckelmann

Keine Massenentlassungen bei der IMS Gear
Lohnverzicht sichert Arbeitsplätze

HOCHSCHWARZWALD. "Begeisterungsstürme gab es keine", bestätigt Hermann Spieß der Geschäftsführer der IG Metall Freiburg und spricht dennoch von einer "tollen Geschichte". Er würdigte damit die Solidarität unter den 850 Mitarbeitern der IMS Gear in Donaueschingen und Eisenbach, die sich zu einem Lohnverzicht bereit erklärten, um 150 Arbeitsplätze zu erhalten. Nach einer Betriebsversammlung informierten gestern Nachmittag die IMS-Geschäftsleitung, Betriebsrat und Gewerkschaft gemeinsam über das Verhandlungsergebnis.

Massenentlassungen standen bereits seit dem Herbst vergangenen Jahres im Raum, als das renommierte Unternehmen, das zu 85 Prozent von Aufträgen der Automobilindustrie abhängt, drastische Umsatzrückgänge registrierte und ankündigte, dass zehn Millionen an Personalkosten eingespart werden müssen. Bereits seit Mitte des vergangenen Jahres schrumpfte die Belegschaft um rund 200 Arbeitsplätze, da Leiharbeiter entlassen und durch die normale Fluktuation frei werdende Stellen nicht mehr besetzt wurden.

"Wir haben keine Aufträge verloren, nur das Volumen ging drastisch zurück", berichtete gestern Geschäftsführer Clemens Rosenstiel. Nach 137 Millionen Umsatz im Jahr 2007, wird das vergangenene Jahr mit rund 123 Millionen abschließen und für 2009 werden nur mehr 95 Millionen Umsatz erwartet. Vor diesem Hintergrund habe man rasch reagieren müssen, um das Unternehmen stabil zu halten, meinte Rosenstiel. Dazu wurden weitere 150 Kündigungen nicht ausgeschlossen. Dieser drastische Einschnitt wurde nun in Verhandlungen mit Betriebsrat und Gewerkschaft abgewendet. Es wird keine betriebsbedingten Massenentlassungen geben, dafür gibt es für alle, vom Hilfsarbeiter bis zum Geschäftsführer und Aufsichtsrat, Abzüge vom Lohn, Gehalt oder Tantiemen.

"Die ganze Belegschaft trägt es mit", erklärte IG-Metall-Geschäftsführer Hermann Spieß. Die Mitarbeiter in der Produktion sollen zwar noch die vereinbarte erste Lohnerhöhung in Höhe von 2,1 Prozent erhalten, dafür gibt es in diesem Jahr aber kein Urlaubs- und kein Weihnachtsgeld. Die für den Mai geplante zweite Lohnerhöhung von 2,1 Prozent wird auf den November verschoben. Für die Tarifmitarbeiter gibt es als Entschädigung im November eine vorgezogene Ausschüttung in Höhe von 750 Euro aus dem Ausgleichsfonds des Entgeltrahmenabkommens (ERA) in der Metall- und Elektroindustrie. Den außertariflichen Mitarbeitern werden in diesem Jahr jeweils zehn Prozent vom Monatslohn abgezogen.

"Die Arbeitnehmer investieren in ihre Arbeitsplatze"
Ausschlaggebend für die Solidarität in dem Unternehmen war nach Aussage des Betriebsratsvorsitzenden Wolfgang Harter vor allem die Tatsache, dass alle an dem Lohnverzicht beteiligt sind und eine Rückzahlungsklausel, die in den Verhandlungen vereinbart wurde. Macht das Unternehmen bis 2012 wieder Gewinne, fließen diese nicht ab in die Gesellschaft sondern werden dazu verwendet, den Mitarbeitern den Lohnverzicht zu erstatten. Hermann Spieß: "Mit dieser Regelung investieren die Arbeitnehmer jetzt in ihre Arbeitsplätze".

Dass das Familienunternehmen in den nächsten Jahren wieder schwarze Zahlen schreibt, ziehen die Geschäftsführer nicht in Zweifel. "Wir haben die Liquidität, um auch einen tiefen Einschnitt zu überstehen", sagte Clemens Rosenstiel. Gespräche mit den Banken seien bereits geführt worden. Norbert Willmann gab sich zuversichtlich, dass der Betrieb Zusatzaufträge akquirieren und die Geschäftsbeziehungen zu den bestehenden Kunden, die sich ihrerseits umstrukturieren, festigen kann. Das Unternehmen rüste sich unter anderem auch dafür, neue Terminaufträge sehr kurzfristig liefern zu können. Mitte dieses Jahres werde zudem damit begonnen eine kleine Produktion in China aufzubauen, denn so Willmann, "der asiatische Markt ist sehr interessiert an unseren Produkten". Entwicklung, Anlagen und Werkzeugbau für diese Produktionsstätte sicherten zusätzliche Beschäftigung an den Standorten in Eisenbach und Donaueschingen.

Letzte Änderung: 05.02.2009