IMS-Gear gerettet

IMS Gear

31.01.2009 840 Mitarbeiter von IMS-Gear an den Standorten in Donaueschingen und Eisenbach haben jetzt Gewissheit: Sie müssen zumindest in diesem Jahr nicht mehr um ihren Arbeitsplatz bangen.

Quelle: Südkurier vom 31.01.09

IMS-Gear gerettet: Erleichterung und Skepsis

840 Mitarbeiter von IMS-Gear an den Standorten in Donaueschingen und Eisenbach haben jetzt Gewissheit: Sie müssen zumindest in diesem Jahr nicht mehr um ihren Arbeitsplatz bangen.

840 Mitarbeiter von IMS-Gear an den Standorten in Donaueschingen und Eisenbach haben jetzt Gewissheit: Sie müssen zumindest in diesem Jahr nicht mehr um ihren Arbeitsplatz bangen. Mit dem gestern verkündeten Vertrag zur Arbeitsplatzsicherung sind die Pläne zum Abbau von 150 Arbeitsplätzen vom Tisch, die in den vergangenen Wochen ungute Stimmung und Sorge verursacht hatten: Wen würde es wohl treffen? Letzte Gewissheit herrscht seit gestern aber auch darüber, dass Jobgarantien in diesen Zeiten kaum ohne schmerzhafte Einschnitte zu haben sind. Entsprechend gemischt waren die Gefühle, mit denen viele Mitarbeiter aus der Betriebsversammlung in Eisenbach gingen, in der alle Details zum Vertrag auf den Tisch kamen: kein Weihnachtsgeld, kein Urlaubsgeld, aufgeschobene Tariferhöhung.

Ganz unterschiedlich fielen die Reaktionen der Beschäftigten nach der Versammlung aus. Und markant spürbar wurde Vorsicht: Kein einziger Mitarbeiter wollte mit Namen und Gesicht den soeben gehörten Vertrag kommentieren.

Ein Mitarbeiter bezeichnete das Abkommen als eine solidarische Aktion für alle Beschäftigten. "Es beinhaltet auch ein gutes Signal zur Mitarbeitermotivation, weil die Sonderzahlungen nicht einfach weg sind, sondern nachgezahlt werden, wenn die Firma bald wieder Gewinn macht." "Wenn wir uns alle zusammen richtig rein knien, geht es umso schneller", lautete ein Kommentar.

Ein anderer Arbeiter sah es nicht ganz so rosig, verzichte er in 2009 doch erst einmal auf rund 1,2 Monatsgehälter, soviel machen die Sonderzahlungen aus, zudem komme er aus einem Bereich, "wo 25 Prozent kurz gearbeitet wird." Das bringe schließlich noch weitere Einkommenseinbußen.

Sehr hoch schätzten viele die Arbeitsplatzgarantie ein, "schließlich hätte es vielleicht ja auch mich mit dem Stellenabbau erwischen können.

Ein Kollege, gewerkschaftlich organisiert, stand voll und ganz hinter der Aktion, "sonst hätte ich sicherlich nicht im Vorgespräch schon dafür gestimmt. Ich trage die Entscheidung ohne Wenn und Aber."

Ein anderer wiederum war der Ansicht, in solchen Zeiten einfach weiter zusammen rücken zu müssen. "Diese Krise ist nicht hausgemacht, immerhin stand das Unternehmen bis zur Mitte des ersten Halbjahres in 2008 glänzend da. Erwischt hat es dann alle Industriezweige, so dass ich finde, wir können dieses verhältnismäßig kleine Opfer durchaus bringen, damit alle Kollegen an Bord bleiben dürfen."

"Die Zustimmung zum Vertrag zeigt die verantwortlich solidarische Haltung der Belegschaft untereinander", urteilte Hermann Spieß, Geschäftsführer der IG-Metall in Freiburg. Ein Geheimnis allerdings blieb, mit welcher Mehrheit die IG-Metall-Mitglieder die die Entscheidung letztlich trugen.

Erleichtert über die Einigung zeige sich auch die Geschäftsführung um Clemens Rosenstihl und Norbert Willmann. Verbuchte man in 2007 noch Umsätze von 137 Millionen Euro, so waren es in 2008 nur noch 123 Millionen, und die Planung von 2009 geht gerade mal noch von 95 Millionen aus. "Wir mussten reagieren, um Kosten zu senken. Wir taten es mit der Abkündigung von Leiharbeitnehmern und befristeten Verträgen bereits in 2008, doch für 2009 müssen weitere Einsparungen von zehn Millionen Euro her, vier bis fünf Millionen im Personalbereich", so Rosenstihl. Auf gut vier Millionen Euro Wert wird der vereinbarte Einkommensverzicht von der Gewerkschaft veranschlagt.

Quelle Südkurier vom 30.01.09

IMS-Gear: Alle Arbeitsplätze gerettet

840 Mitarbeiter bei Firma IMS-Gear in Donaueschingen und Eisenbach können aufatmen. Vor wenigen Minuten haben Geschäftsführung, Betriebsrat und IG Metall einen Vertrag verkündet, der alle Arbeitsplätze für 2009 sichert. 150 angekündigte Entlassungen sind damit vom Tisch. Die Belegschaft "bezahlt" mit rund zehn Prozent Einkommensverzicht.

Der größte Arbeitgeber in Donaueschingen ist als Automobilzulieferer hart von der aktuellen Branchenflaute betroffen. "Es sieht grausam aus", beschrieb ein Gewerkschaftsvertreter die Auftragslage, während die Geschäftsführung zuletzt noch von stützenden Auftragseingängen gesprochen hatte. IMS-Gear reagierte auf die Branchensituation mit Kurzarbeit, betroffen ist die Hälfte der Belegschaft. Rund 100 Leiharbeiter haben bereits ihre Jobs verloren. Zudem kündigte das Unternehmen die Streichung von 150 regulären Arbeitsplätzen an. Angst geht seither um im Hause.

"Eine viel zu frühe Ansage", so kritisierte heute Nachmittag in einer nicht öffentlichen zentralen Betriebsversammlung in Eisenbach Hermann Spieß von der IG Metall. Statt in der Tiefe die Möglichkeiten der Kurzarbeit auszunutzen, seien vorschnell Abbaupläne geschmiedet worden. "Wir gingen davon aus, sie waren ernst gemeint, sonst hätten wir uns auf keine Verhandlungen eingelassen." Gleichwohl bezeichnete er den abgeschlossenen Vertrag als fair.

In der Betriebsversammlung erfuhren die Mitarbeiter den gefundenen Kompromiss: Für das Jahr 2009 gilt Kündigungsschutz für alle, Entlassungen dürfen nur in besonderen Fällen mit Zustimmung des Betriebsrats erfolgen. Die Belegschaft verzichtet dafür komplett auf das Urlaubs- und Weihnachtsgeld für 2009. Das entspricht im Schnitt einem Verlust von knapp zehn Prozent des Jahreseinkommens.

Die IG Metall summiert den Effekt dieses Verzichts auf gut vier Millionen Euro. Wichtige Zusatzvereinbarungen: Der Verzicht gilt ausnahmslos für alle, auch für die Führungsebenen. Und sollte IMS-Gear bis 2012 wieder Gewinne schreiben, so sind die einbehaltenen Leistungen vollständig nachzuzahlen.

Trotzdem wird es auch 2009 ein "Ersatz-Weihnachtsgeld" für alle geben, wurde angekündigt: Aus einem Fonds des Entgeltrahmenabkommens werden im Vorgriff 750 Euro pro Mitarbeiter ausgeschüttet; Geld, das ansonsten in späteren Jahren geflossen wäre.

Über den knapp zehnprozentigen Verzicht hinaus haben die Mitarbeiter auch Einbußen durch die laufende Kurzarbeit. Nach Gewerkschaftsrechnung macht das im Schnitt weitere etwa fünf Prozent des Einkommens aus, in einer Bandbreite von null bis 15 Prozent.

Letzte Änderung: 01.02.2009