Firma Fortschritt

25.11.2004 Sozialplanverhandlungen gehen weiter

Am 24. November hat die zweite Verhandlungsrunde über die Zukunft des Freiburger Büromöbelherstellers Fortschritt stattgefunden. Bis spät in die Nacht diskutierten Management, Betriebsrat und IG Metall über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Unternehmens in Hochdorf.

Der Betriebsrat von Fortschritt hatte das IMU-Institut in Stuttgart mit der Überprüfung aller relevanten Unterlagen zur wirtschaftlichen Situation von Fortschritt und der Samas-Gruppe beauftragt. Die Ergebnisse liegen mittlerweile vor. Laut IG Metall Sprecher Jochen Schroth stellt sich die Situation noch weitaus dramatischer dar als bislang angenommen. Fortschritt hat in den letzten zwei Jahren einen Umsatzrückgang von fast 50 % zu verzeichnen. Das hat zu Verlusten in Millionenhöhe geführt. "Selbst wenn die Belegschaft bereit wäre für Löhne wie in Ungarn oder der Ukraine zu arbeiten, würde Fortschritt in Freiburg keine schwarze Zahlen schreiben", betont Schroth.

Die massiven Umsatzeinbrüche lassen sich laut IG Metall jedoch nicht durch die anhaltende Rezession am Büromöbelmarkt erklären, sondern sind hausgemacht. "Wir haben weder ein Lohnkosten- noch ein Standortproblem, auch die Infrastruktur in Hochdorf ist hervorragend", betont Schroth. "Was wir haben, ist ein Managementproblem." Statt Aufträge nach Freiburg zu holen, um für eine bessere Auslastung des Betriebs zu sorgen, wurden Wertschöpfungsprozesse abgezogen und Absatzmärkte im Ausland vernachlässigt. Die heute bei internationalen Konzernen übliche Überkreuzproduktion, mit der sich eine verbesserte Auslastung und Optimalisierung von Produktionsprozessen einzelner Standorte verbindet, wurde nicht umgesetzt. Auch das Management räumte bei den gestrigen Gesprächen erstmals Fehler ein. So wurde bei der Produktentwicklung vorrangig auf das Hochpreissegment gesetzt und notwendige Investitionen im IT Bereich nicht getätigt.

Am 7. Dezember findet die nächste Verhandlungsrunde statt. Bis dahin soll die Unternehmensleitung einen Standortvergleich vorlegen. "Wir sehen nach wie vor nicht ein", betont Schroth, "warum ausgerechnet die Beschäftigten in Freiburg die Zeche bezahlen sollen." Das Management drängt auf eine Entscheidung bis Ende des Jahres. Ab Januar soll dann in mehreren Kündigungswellen die Belegschaft abgebaut werden. Zum 30. Juni 2005 ist die Schließung der Fertigung geplant. Lediglich Teile der Administration sollen in Freiburg verbleiben.

Letzte Änderung: 21.11.2007