Massenentlassungen bei ALCAN

23.03.2004 Erste Massenentlassung bei ALCAN Packaging Tscheulin Rothal GmbH. Beim größten Arbeitgeber in Teningen hängt der Haussegen schief.

Die Geschäftsleitung des seit kurzem zum ALCAN Konzern (Kanada) gehörenden Unternehmens Tscheulin greift erstmals zu dem Mittel der Kündigungen und wird noch im Monat März 33 blaue Briefe an zum Teil lang gediente Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer versenden, weitere 20 Stellen sollen bis zum Jahresende abgebaut werden. Dies teilen die IG Metall und der Betriebsrat in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.

Arbeitsplatzabbau in größerem Umfang gehört ja seit einiger Zeit bereits zur Wirklichkeit des Tscheulinwerkes. So wurden innerhalb der letzten Jahre die Beschäftigten von ehemals über 1.000 auf heute 615 reduziert.

Personalabbau ist in der Vergangenheit immer begleitet worden durch weitgehende Sozialpläne, die zwischen der Geschäftsleitung auf der einen sowie Betriebsrat und IG Metall auf der anderen Seite ausgehandelt wurden; Entlassungen wurden immer vermieden. "Dieser sozialverträgliche Weg wird nun von Seiten der Geschäftsleitung verlassen", so Dieter Hügle, Betriebsratsvorsitzender der ALCAN Packaging Tscheulin-Rothal GmbH.

Der Betriebsratsvorsitzende hatte gemeinsam mit seinem Gremium ein ausgefeiltes Konzept zum Ausbau der Drucktechnologie als Alternativ-Vorschlag vorgelegt. Dadurch wären die Arbeitsplätze in Teningen erhalten geblieben und langfristig wäre für das Werk eine gute Perspektive aufgezeigt worden. "Dies wurde von der Arbeitgeberseite vom Tisch gewischt. Begründet hat sie diese Ablehnung unter anderem mit konzernstrategischen Entscheidungen. Es ist beabsichtigt, Teile der Produktion in Osteuropa anzusiedeln", so Hügle weiter.

Hermann Spieß von der IG Metall, der die Verhandlungen über den anstehenden Sozialplan geleitet hat, sieht ebenfalls einen radikalen Politikwechsel in der Firma ALCAN Tscheulin: "Bislang wurde trotz schwieriger Beschäftigungssituation immer noch Rücksicht darauf genommen, dass ein Arbeitnehmer sehr viele Jahre, sogar Jahrzehnte für diese Firma engagiert war; dies scheint nichts mehr zu zählen."

In der Betriebsversammlung, in der die Beschäftigten informiert wurden, kritisierte er ebenfalls heftig, dass diese unternehmerische Entscheidung kein Naturereignis sei, das nicht abgewendet hätte werden können. "Diese Geschäftsleitungsentscheidung nimmt keine Rücksicht auf die Menschen, die viele Jahre hier engagiert in Schichtmodellen rund um die Uhr und teilweise sogar an Wochenenden gearbeitet haben. Die Leidtragenden dieser unternehmerischen unnötigen Entscheidung sind die Arbeitnehmer und ihre Familien sowie die gesamte Region um Teningen", so Spieß.

Letzte Änderung: 21.11.2007