Badische Zeitung vom Freitag, 23. März 2007

Betriebsräte vor Gould

23.03.2007 Aktion für mehr Mitbestimmung Demonstration in Eichstetten vor Gould Electronics / Streit um Entgelt-Rahmentarifvertrag

EICHSTETTEN (bas). Etwa 200 Betriebsräte und auch einige Beschäftigte aus der Metall- und Elektroindustrie im Raum Freiburg, Emmendingen und Lörrach haben gestern vor der Firma Gould Electronics in Eichstetten demonstriert. Ihr Protest richtete sich gegen den "Crash-Kurs" des Arbeitgeberverbands Südwestmetall bei der Umsetzung des neuen Entgelt-Rahmentarifvertrags (ERA) in den Betrieben.

Der Tarifvertrag führt dazu, dass Arbeitsplätze und Einkommen in der Metall- und Elektroindustrie neu bewertet werden. Viele Arbeitgeber verweigerten dabei den Arbeitnehmervertretern ihre Mitspracherechte, so die Kritik der IG Metall Freiburg, die zu der Kundgebung aufgerufen hatte. Die Gewerkschaft macht die "restriktive Beratungspraxis" von Südwestmetall für die Querelen in den Betrieben verantwortlich.

"Keine ERA-Einführung nach Gutsherrenart" oder "ERA ja, aber gerecht" forderten die Demonstranten, die ihrem Ärger auch mit Trillerpfeifen Luft machten. "Es kann nicht sein, dass die Arbeitgeber alleine bestimmen, wie viel Lohn die Beschäftigten bekommen" , sagte IG-Metall-Geschäftsführer Hermann Spieß. Der Konflikt schwele schon seit zwei Jahren und sie hätten vergeblich versucht, ihn auf Verbandsebene zu lösen. Mit der Kundgebung in Eichstetten wollten sie ihn nun öffentlich machen, so Spieß.

Der neue Rahmentarifvertrag könne durchaus auch ohne Probleme umgesetzt werden, hieß es — bei Sick in Waldkirch sei es zum Beispiel möglich gewesen. Die Eichstetter Gould sei aber das erste Unternehmen in der Region, das die neuen Entgeltgruppen möglichst ohne Mitsprache durch Betriebsräte festlegen wollte. Der Betriebsratsvorsitzende Roland Rombach wollte der Geschäftsführung deshalb nach der Kundgebung eine Tapetenrolle überreichen, auf der die Demonstranten ihre Wünsche vermerkt hatten.

Letzte Änderung: 21.11.2007